Mühlental   Wohnüberbauungen   Herblingertal 
 1850   1887   1900   1940   1950   1991   2023 

Das Mühlental, geprägt von einer reichen industriellen Geschichte, erlebte im Jahr 1802 einen bahnbrechenden Moment mit der Eröffnung der ersten Stahlgießerei durch den visionären Unternehmer Johann Conrad Fischer. Dieser historische Meilenstein legte den Grundstein für die Entwicklung des Mühlentals zu einem bedeutenden Zentrum der Stahlproduktion. Ein charakteristisches Merkmal dieser Ära war der von Johann Conrad Fischer eingeführte Gussstahl aus dem Tiegel, der bald zu einem Markenzeichen des Mühlentals wurde.

Im Jahr 1877 startete im Mühlental eine Phase der Industrialisierung. Das Unternehmen expandierte in dieser Zeit sehr stark. Ebenfalls setzte sich das Unternehmen stark für das Wohlbefinden seiner Angestellten ein und engagierte sich intensiv für die Bereitstellung von Wohnungen. Dieser soziale Einsatz trug dazu bei, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die Georg Fischer AG wich in Zeiten der Industrialisierung in das Herblingertal aus und erbaute dort ihre zweite Fabrik.

Leider endete 1991 eine Ära mit der Schließung der Stahlgießerei im Mühlental. Dennoch erfolgte eine bemerkenswerte Umgestaltung der Fabrikhallen, die neue Möglichkeiten für die Nutzung des industriellen Erbes eröffnete. Die Umnutzung der Anlagen spiegelte den Wandel von einer Ära der industriellen Produktion zu neuen, vielfältigen Formen der Nutzung wider, während das Mühlental seinen Platz in der Geschichte als ein Ort der Innovation behielt.

Werk I+II

 1842   1887   1950   2023 
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Die Fabrik im Mühlental hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins Jahr 1850 zurückreicht. In dieser Zeit entstanden die ersten beiden Werke: Werk I, spezialisiert auf die Produktion von Facon und Spindelwerk, sowie Werk II, das sich auf die Herstellung von Feilen und Werkzeugen konzentrierte. Die industrielle Blütezeit setzte ein, und die Fabrik trug wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei.

Im frühen 20. Jahrhundert wurde der Grundstein für den ersten Bau des Werks gelegt, der die Produktionskapazitäten erweiterte und die Fabrik zu einem bedeutenden Industriestandort machte. Die Gebäude wurden zwischen 1910 und 1930 durch Curjel&Moser modernisiert und den sich wandelnden Anforderungen angepasst. Der Fassadenbau, welcher in dieser Zeit erbaut wurde steht noch heute im Tal.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte die Fabrik im Mühlental einen Neuaufbau unter der Leitung von Rudolf Mewes. Dieser prägte die Architektur der Fabrik mit markanten Backsteinfassaden, die nicht nur die Stabilität der Strukturen betonten, sondern auch einen beeindruckenden visuellen Ausdruck schufen.

Werk III

 1842   1887   1896   1950   2023 
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Das dritte Werk der Georg Fischer wurde Flussaufwärts am Anfang des 19.Jahrhunderts erbaut und diente als Siegl- und Stahlgiesserei. Werk III erlebte Ende des 19. Jahrhunderts unter Georg Fischer bedeutende Veränderungen, darunter den Bau eines Herrenhauses und einer modernen Gießerei. Mit dem Herrenhaus erbaut sich Georg Fischer sein Eigenheim direkt neben der Fabrikhallen.

Mitte des 20.Jahhundert gestaltete der Architekt Emil Rudolf Mewes den hinteren Teil des Tales neu und erbaute ein neues Werk ergänzt durch eine Gaserei und Energiezentrale. Die Backsteinfassaden zog er durch das ganze Tal um ein einheitliches Bild zu schaffen.

Heute wird die Fabrik von einer Verpackungsfirma genutzt, die die historische Substanz des Standorts mit zeitgemäßen Anforderungen verbindet. Viele der in der Mitte des 20. Jahrhunderts errichteten Bauwerke sind bis heute erhalten geblieben.

Nutzung

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In den Anfängen des Mühlentals fungierte es als das Herzstück der industriellen Produktion, wo Fabrikanlagen und Arbeiterunterkünfte eng miteinander verknüpft waren. Georg Fischer selbst lebte in diesem industriellen Zentrum. Im Laufe der Zeit erwies sich der Platz jedoch als zu begrenzt für die wachsenden Anforderungen des Unternehmens. Als Reaktion darauf verlagerte Georg Fischer seinen Wohnsitz in eine Villa auf dem Geissberg, einem markanten Standort in der Umgebung.

Die freigewordene Fläche im Mühlental wurde anschließend für die Entwicklung von Wohnungen für die Arbeiter genutzt. Dieser Schritt zeugte nicht nur von der sozialen Verantwortung des Unternehmens, sondern prägte auch die Transformation des Mühlentals zu einem gemischten Nutzungsbereich, der Wohnen, Arbeiten und Industrie miteinander vereint.

Heute spiegelt die vielfältige Nutzung des Mühlentals die historische Entwicklung und die Anpassungsfähigkeit an wechselnde Bedürfnisse wider. Es ist ein lebendiges Beispiel für den Wandel von einem reinen industriellen Standort zu einem integrierten Stadtviertel, das die Dynamik der Vergangenheit und die Vielfalt der Gegenwart reflektiert.